Zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass ich nichts gegen Pornos an sich habe aus irgendwelchen "sittlichen Gründen" etc., obwohl das sicherlich auch für einige Menschen eine Rolle spielen mag. Siehe dazu auch: Worum geht es nicht?
Forschung zu Pornos
Es geht mehr um den Prozess des Pornos-Schauens, und darum, welche Auswirkungen es auf einen selbst hat. Wenn du jetzt gerade insgeheim gedacht hast, "Auswirkungen? Was für ein Schwachsinn, Pornos haben doch keine Auswirkungen auf den Menschen!", dann kann ich dir versichern, dass Pornos zu schauen selbstverständlich auch Auswirkungen auf den Menschen hat der sie schaut, genau so wie Fußball zu schauen, auf Facebook zu surfen etc.. Die spannende Frage ist eher, welche Auswirkungen haben Pornos?! Und genau damit sollte sich jeder eigenverantwortliche Mensch beschäftigen, wenn man etwas regelmäßig konsumiert.
Spannender Weise gibt es nur sehr, sehr wenig Forschung zu Pornos. Die umfangreichste Seite zu dem Thema ist yourbrainonporn.com, die jedoch bewusst gegen Pornos argumentiert - eine vergleichbare Sammlung von Studien zu positiven Auswirkungen des Porno-Konsums ist mir derzeit nicht bekannt. Grundsätzlich ist es jedoch auch schwierig, entsprechende Studien durchzuführen, da es systematisch an einer unabhängigen Kontrollgruppe mangelt, die keine Pornos schaut oder bereit wäre, freiwillig darauf zu verzichten! :D
Der folgende Text basiert daher nicht auf "wissenschaftlichen Erkenntnissen", sondern auf empirischen Erkenntnissen und dem gesunden Menschenverstand.
Die Gründe
1. Was andere Menschen berichten
Die größte Sammlung an Menschen, die davon berichten können wie es ist, auf Pornos zu verzichten, findet man in den Reddit-Foren NoFap und pornfree. Diese Auswirkungen sind fast durchgängig positiv, unter anderem:
- Männer sehen Frauen weniger als Sex-Objekt.
- Frauen glauben weniger, dass Männer nur "das eine" wollen und es fällt ihnen leichter, Männern zu vertrauen.
- weniger oberflächliche Ansichten zu Sexualität
- mehr romantische Gefühle und Gedanken
- größeres Selbstbewusstsein
- bessere Beziehung zu sich selbst (gerade auch durch Masturbation ohne Pornos)
- mehr Genuss bei der Masturbation
- weniger Schamgefühle
- besserer Blickkontakt zu anderen Menschen
- größere Zufriedenheit mit sich selbst
- verbesserte Prioritäten im Leben
- mehr Motivation
Die vielen Berichte sind sich in diesen Punkten fast durchgehend einig, ganz selten findet sich mal jemand der davon berichtet, dass sein Sex-Leben langweiliger geworden ist, weil er oder sie sich früher gerne Anregungen aus Pornos geholt hat.
Entscheidend ist hierbei die Erkenntnis, dass Masturbation zu Pornos (PMO) zwar naheliegend ist, dass Menschen, die längere Zeit auf Pornos verzichtet haben, jedoch der einhelligen Meinung sind, dass sie sich insgesamt besser fühlen, wenn sie keine Pornos dabei schauen! Insofern kann man PMO durchaus als eine schlechte Angewohnheit betrachten, die einem langfristig mehr Nachteile als Nutzen bringt.
Viele Frauen wünschen sich heutzutage insgeheim, dass ihre Partner keine Pornos schauen würden, auch wenn sie das selber vielleicht nicht zugeben würden. Insofern kann es für Männer auch Sinn machen, der Partnerin zuliebe auf Pornos zu verzichten.
Viele Frauen wünschen sich heutzutage insgeheim, dass ihre Partner keine Pornos schauen würden, auch wenn sie das selber vielleicht nicht zugeben würden. Insofern kann es für Männer auch Sinn machen, der Partnerin zuliebe auf Pornos zu verzichten.
2. Erkenntnisgewinn
Wer diese "Vorteile" anzweifelt oder sie für Auswirkungen des Placebo-Effektes hält, der sollte es am besten selber ausprobieren. Es kann ein durchaus lohnenswertes Ziel sein herauszufinden, inwiefern man von etwas beeinflusst wird. Genauso gibt es auch Leute, die versuchen wie es ist, einen Monat lang kein Fernsehen mehr zu schauen oder keine Süßigkeiten zu essen.
Die hier empfohlene Dauer des Experiments beträgt 30 Tage. Du solltest dir vorher überlegen, ob du nur auf Pornografie, oder auch auf Selbstbefriedigung verzichten willst. Du könntest ein Tagebuch über diese 30 Tage schreiben, und beobachten, wie sich dein Körper, deine Ausstrahlung oder deine Gedanken im Laufe der Zeit verändern. Je systematischer du das ganze angehst, desto verlässlicher wird hinterher dein Fazit sein!
3. Als Herausforderung
Natürlich ist es auch einfach eine spannende Herausforderung zu sehen, ob man es schaffen kann, für 90 Tage keinerlei Pornos zu schauen! Nicht umsonst heißt es ja, NoPorn Challenge. Wenn es dabei dann noch irgendwelche positiven Auswirkungen gibt, um so besser! Gleiches gilt natürlich auch für die Nofap-Challenge.
4. Pornosucht bekämpfen
Wer bereits weiß oder vermutet, dass er oder sie pornosüchtig ist (siehe: Pornosucht erkennen), dem sollte viel daran liegen, das zu ändern! Natürlich kann man niemanden dazu zwingen, an sich selbst zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Wer pornosüchtig ist, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, wie sehr es sein Leben eigentlich negativ beeinflusst, da er oder sie es gar nicht anders kennt!
Es ist leicht sich zu sagen, "ich bin halt einfach so schüchtern", oder "ich bin halt unattraktiv, daran lässt sich auch nichts ändern", doch das ist natürlich Augenwischerei! Viele kommen gar nicht auf die Idee, dass sich diese Dinge vielleicht doch verbessern könnten, wenn man erstmal damit anfängt, seine Pornosucht zu bekämpfen! Insofern kann ich nur jeden Pornosüchtigen ermutigen, sich der Sache anzunehmen und anzufangen, dagegen anzukämpfen! Das ist absolut möglich, wenn der entsprechende Wille da ist, selbst wenn es ein langer Weg ist.
Ein sehr guter Artikel zum Thema Pornosucht (eher auf Männer ausgerichtet) ist z.B. Männlichkeit Stärken - Pornosucht, die Gesellschaftsdroge Nummer 1.
5. Aus politischen oder religiösen Gründen
Natürlich gibt es auch viele weitere Gründe, auf Pornos zu verzichten. Dass Pornos unser Frauenbild negativ beeinflussen, ist hinreichend belegt. Ebenso ist allgemein bekannt, dass die Produktionsbedingungen für Pornos nicht immer fair sind, und auch Menschenhandel spielt teilweise eine Rolle. Einige Religionen lehnen den Konsum von Pornografie grundsätzlich ab.
Wer auf Pornos demonstrativ verzichten möchte, um ein Zeichen zu setzen, oder sie aus religiösen Gründen ablehnt, ist natürlich ebenfalls herzlich eingeladen, die Idee des Verzichts auf Pornos weiter zu verbreiten.
6. Pornos sind eine Illusion
Auch wenn es einige noch nicht mitbekommen haben: Die meisten von uns verbringen bereits jeden Tag viel Zeit in einer virtuellen Realität! Wenn wir fern sehen, Bücher lesen, auf Facebook oder Twitter surfen oder Pornos schauen, dann findet das, was wir wahrnehmen, nur in unserem Kopf statt. Diese Dinge sind eine Art "geistige Realität", denn rein körperlich sitzen oder liegen wir nur da und starren auf einen Bildschirm. Wir sind es heute schon gewohnt, geistige Aktivität von körperlicher Aktivität zu trennen, und so, in gewisser Weise, unsere Körper-Geist-Beziehung zu schwächen.
Vielleicht ist es eine gute Idee, unsere Sexualität zum letzten Rückzugsort für diese "körperliche Realität" zu machen, zu einem Moment des Sich-Bewusst-Seins, zum Leben im Hier und Jetzt, und uns nicht gleich wieder von unserem Körper "abzukoppeln" um in eine digitale Scheinwelt zu versinken.
7. Emotionale Kälte
Meiner persönlicher Anstoß dazu, auf Pornos zu verzichten, war die Beobachtung, dass in Pornos fast nie Emotionen gezeigt werden! Sie sind kalt und gefühllos, es ist durchaus selten, dass man mal einen Porno findet, bei dem man ihr deutlich ansieht, dass sie es wirklich genießt und dass es ihr Spaß macht! Die allermeisten Frauen in Pornos wirken eher etwas traurig oder versuchen, ihre Emotionen zu verbergen (immerhin sind es meistens professionelle Darstellerinnen). Was bringt einem körperliche Schönheit, wenn der Mensch dazu innerlich traurig ist? Kannst du dir darauf wirklich einen runterholen?
Wenn du bis hierhin immer noch nicht einsiehst, weshalb du auf Pornos verzichten solltest, dann möchte ich dich dazu einladen, beim nächsten Mal, wenn du Pornos schaust, mal hierauf zu achten. Die einzige Möglichkeit, Pornos noch als Zuschauer zu genießen, liegt darin, sich selbst emotional abzuschotten. Aber wenn du mal darüber nachdenkst, ist das nicht genau das, was du schon die ganze Zeit über getan hast, wenn du Pornos geschaut hast?
Fazit
Ich hoffe, ich konnte dich inzwischen davon überzeugen, dass es viele gute und legitime Gründe dafür gibt, keine Pornos zu schauen! Bloß weil etwas "normal" ist, heißt das nicht, dass es auch gut für dich ist! Ich würde mich freuen, wenn du diesen Artikel mit Freunden und Verwandten teilen könntest und mit ihnen über das Thema diskutierst! :)